Report sieht Einsparpotenzial bei Arzneimittelausgaben - ( G3RM4N1 )

Trotz der von der Bundesregierung angestoßenen Kostensenkungen bei den Arzneimittelausgaben könnten nach Ansicht von Experten weitere Milliarden eingespart werden. Der am Donnerstag in Berlin veröffentlichte Arzneiverordnungs-Report beziffert das Einsparpotenzial auf insgesamt 3,7 Milliarden Euro. Vor allem patentgeschützte Arzneimittel seien in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern immer noch zu teuer, erklärten die beiden Herausgeber Ulrich Schwabe und Dieter Paffrath.

Dem Report zufolge zeigen die Kostensenkungsmaßnahmen im Arzneimittelbereich durchaus Wirkung. Dazu gehört der erhöhte Abschlag, den Hersteller auf patentgeschützte, teure Arzneien zahlen müssen. Für diese Arzneien gilt außerdem ein Preisstopp. Außerdem werden neue Arzneien, die als größter Preistreiber gelten, seit geraumer Zeit auf ihren Zusatznutzen hin geprüft. Dieser Zusatznutzen bestimmt dann letztlich auch den Preis.

So unterzog der zuständige Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) bislang 48 neue Wirkstoffe einer solchen Nutzenbewertung. In vielen Fällen können die Kassen die Preise mit den Herstellern dann aushandeln. Dadurch wurden bisher Einsparungen in Höhe von 120 Millionen Euro erzielt.

Dies reiche aber bei weitem nicht aus, um das Einsparziel von zwei Milliarden Euro zu erreichen – auch weil der höhere Herstellerrabatt und der Preisstopp nur noch bis Jahresende gelten, heißt es in dem Report. Allein bei den sogenannten Analogpräparaten könnten weitere 2,5 Milliarden Euro eingespart werden, erklärte Paffrath. Analogpräparate unterscheiden sich kaum oder nur marginal von bereits eingeführten Arzneien.

Positiv hob der Report hervor, dass nun auch gängige Arzneien aus dem Bestandsmarkt auf einen Zusatznutzen hin geprüft werden. Der G-BA untersucht dazu bereits eine Reihe von Wirkstoffen unter anderem gegen Diabetes und Schmerzen. Insgesamt stiegen die Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenkassen laut dem Bericht im vergangenen Jahr wieder leicht um 2,6 Prozent auf insgesamt 30,6 Milliarden Euro – 2011 waren die Arzneiausgaben noch gesunken.

Für den Report, der bereits seit 1985 jährlich herausgegeben wird, wurden insgesamt 716 Millionen Kassettenrezepte von mehr als 143.000 Vertragsärzten ausgewertet. Erstmals flossen auch die Verordnungen von rund 60.500 Zahnärzten ein.

Nach Angaben von Uwe Deh, Chef des AOK-Bundesverbandes, ist 2013 mit einem Anstieg der Arzneimittel- und Impfstoffausgaben ähnlich wie im Vorjahr zu rechnen. 2014 könnten dann die Ausgaben laut einer Prognose des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) noch deutlich höher steigen. Deh forderte deshalb, den Herstellerrabatt von 16 Prozent und den Preisstopp für bestimmte Arzneien, die Ende dieses Jahres auslaufen, um zwei Jahre zu verlängern.

Die Gesundheitsexpertin der Linksfraktion im Bundestag, Kathrin Vogler, kritisierte, mit dem Auslaufen des Preismoratoriums für die besonders teuren Medikamente erhielten die Kassen dann zehn Prozent weniger Rabatt.

Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen wies die Forderung nach einer Verlängerung des Zwangsrabatts für Hersteller zurück. Dies sei durch nichts zu rechtfertigen. Die Arzneimittelausgaben seien “stabil”, erklärte vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer.

Der Bundesverband der pharmazeutischen Industrie (BPI) warf den Herausgebern des Reports erneut methodische Mängel vor. Das genannte Einsparpotenzial sei “in keinster Weise umsetzbar”.