Nach dem Abzug der beiden verheerenden Tropenstürme in Mexiko steht das Land vor einer Herkulesaufgabe. Schätzungen des Verkehrsministeriums vom Wochenende zufolge werden allein für den Wiederaufbau zerstörter Straßen umgerechnet 2,3 Milliarden Euro benötigt. Für die im südwestlichen Bergdorf La Pintada vermissten 68 Menschen gab es der Regierung zufolge kaum noch Hoffnung.
Insgesamt wurden mindestens 170 Tote befürchtet. Darin eingerechnet sind die 68 Vermissten aus La Pintada im Bundesstaat Guerrero an der Pazifikküste. Dort gruben sich die Rettungskräfte teils nur mit Spitzhacken und Schaufeln ausgerüstet durch Tonnen von Schlamm. Es gebe “praktisch keine Hoffnung” mehr, einen der Vermissten noch lebend zu finden, sagte Präsident Enrique Peña Nieto auf einer Pressekonferenz in Guerrero an der Seite mehrerer Kabinettskollegen. Grund dafür sei auch das schwer zugängliche Gebiet.
Den Behörden zufolge wurden durch Überschwemmungen und Erdrutsche 1,5 Millionen Häuser in 22 von 32 Bundesstaaten beschädigt oder zerstört. Geschätzte 200.000 Menschen verloren ihr Dach über dem Kopf, fast 58.000 Menschen mussten vor den Unwettern in Sicherheit gebracht werden. Innenminister Miguel Ángel Osorio Chong sagte, es werde noch einige Zeit dauern, bis die genauen Kosten für den Wiederaufbau feststünden.
Schwer getroffen wurde auch der Badeort Acapulco, wo nach neuen Angaben des Verkehrsministeriums insgesamt 62.000 Touristen tagelang festsaßen. Am Freitag öffneten die Behörden einen Teil der wichtigsten Schnellstraße wieder für den Verkehr, woraufhin sich tausende Menschen in Bussen und Autos auf den Weg aus der größten Stadt in Guerrero machten.
Bis Sonntag konnten 35.000 Gestrandete die Stadt Acapulco über das Straßennetz verlassen, 27.000 weitere Touristen wurden im Zuge einer Luftbrücke ausgeflogen. Die Lage am vorübergehend geschlossenen internationalen Flughafen von Acapulco hatte sich am Sonntag größtenteils wieder normalisiert.
Peña Nieto sagte seine Teilnahme an der Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York in der kommenden Woche ab. Er wolle sich stattdessen um die Lage in den Katastrophengebieten kümmern, hieß es in einer Erklärung.
Das Innenministerium bestätigte unterdessen Medienberichte, wonach ein vermisster Polizeihubschrauber, der in Guerrero im Einsatz war, abstürzte. Die fünf Polizisten an Bord seien dabei getötet worden.