Uralter Fisch, moderner Kiefer: Kaum 20 Zentimeter lang ist das gut erhaltene Fossil eines Panzerfisches aus China. Zur Überraschung von Forschern hat der Urzeitfisch bereits einen hoch entwickelten Kiefer.
Chinesische Wissenschaftler haben einen uralten Panzerfisch mit einem modernen Kiefer entdeckt. Dieser erinnere stark an das Maul heutiger Wirbeltiere. Das 419 Millionen Jahre alte Fossil ist ausgesprochen gut erhalten und kaum 20 Zentimeter lang. Die Forscher fanden es in der Provinz Yunnan. Das Team um Min Zuh von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking beschreibt den bisher unbekannten Meeresbewohner im britischen Fachjournal “Nature”.
Mit seinen großen Knochenplatten am Kopf und dem vorderen Körper gehört der Fisch mit dem Namen Entelognathus primordialis (“erster kompletter Kiefer”) eindeutig zu den Panzerfischen (Placodermi). Sein Kiefer ähnelt den Forschern zufolge aber stark der Anatomie moderner Knochenfische (Osteichthyes). So weise er charakteristische Zwischen-, Ober- und Unterkieferknochen auf. Bisher ging man davon aus, dass die nächsten Verwandten der modernen Kiefermäuler (Gnathostomata) eher Haien ähnelten, die vor 300 Millionen Jahren die Panzerfische endgültig ablösten.
“Unser Fund bietet eine neue Perspektive auf das frühe evolutionäre Stadium der Kiefermäuler und liefert einen weiteren Beweis für die Verwandtschaft zwischen Knochen- und Panzerfischen”, schreibt Min Zuh. Die Entwicklung der Kiefer wird als entscheidender Schritt in der Evolution der Wirbeltiere betrachtet: Räuber mussten sich seither nicht mehr nur mit Beute begnügen, die ins Maul passt, sondern konnten auch größere Tiere erlegen.
(dpa)