Pink-Floyd-Mitbegründer kritisiert Mauerteilabriss - ( G3RM4N1 )

Roger Waters, Mitbegründer der britischen Rockgruppe Pink Floyd, hat sich in Berlin mit Gegnern des Teilabrisses des Mauerstücks East Side Gallery solidarisiert. “Ich unterstütze voll und ganz die Protestbewegung gegen die Fortführung dieses Bauprojekts”, sagte Waters auf einer improvisierten Bühne unter dem Beifall der versammelten Mauer-Schützer.

Wäre er nicht in einer Limousine vorgefahren, der Mann im Pullover mit dem silbergrauen Strubbelhaar wäre optisch kaum von den Anführern des Protestbündnisses zu unterschieden gewesen. Der Musiker traf auch sonst den erwünschten Ton. “Wir müssen verstehen, dass es im Leben wichtigere Dinge als Kommerz gibt”, sagte Waters, der Pink Floyd Mitte der 1980er Jahre verlassen hatte.

Während der kurzen Ansprache stand Waters neben einem Mauerbild des US-Künstlers Lance Keller, das auch das Pink-Floyd-Album “The Wall” ziert. Das bekannte Bild des verstorbenen Keller war die Brücke zwischen dem bunten Protestbündnis und Waters, der derzeit passenderweise mit seiner eigenen Bühnenshow “The Wall” in Berlin gastiert.

Das Keller-Bild gehöre mutmaßlich zu jenen Mauerteilen, die zumindest für die Bauarbeiten temporär versetzt werden sollen, sagte Jörg Weber, Sprecher einer Initiative der an der East Side Gallery verewigten Künstler. “Sein Bild ist in Gefahr, da habe ich ihn (Waters) angerufen und gebeten, bitte hilf uns”. Zudem sei das Bild 1990 entstanden, als Waters zeitgleich “The Wall” auf dem noch unbebauten Potsdamer Platz inszeniert hatte, sagte Weber.

Waters leitete seine Ansprache mit der Ankündigung ein, er sei Unterstützer Nummer 90.299 auf der Petitionsseite change.org gegen die laufenden Bauvorhaben. Dann forderte er die Bundesregierung und den Senat von Berlin auf, einzuschreiten. Das Bauvorhaben müsse zugunsten einer Gedenkstelle gestoppt werden. “Was die Künstler hier geschaffen haben, ist so unglaublich schön”, sagte Waters mit Blick auf die Bilder entlang des längsten erhaltenen Abschnitts der Berliner Mauer.

Das 1,2 Kilometer lange Mauerstück am Spreeufer war 1990 von Künstlern aus aller Welt bemalt worden und zählt heute zu Berlins wichtigsten Touristenattraktionen. Im März hatte bereits der US-Schauspieler und Sänger David Hasselhoff den Protest gegen die Errichtung eines Wohnkomplexes und eines Hotels unterstützt.

Gegner des Bauvorhabens kritisieren nicht nur die Entfernung mehrerer Mauerteile, die (teils nur temporär) abgebaut werden, um die Zufahrt zu den neuen Gebäuden zu gewährleisten. Sie bemängeln auch, dass durch die hohen Gebäude die bisherige Sichtsperre zum Land hinter der Mauer aufgehoben werde. Dadurch gehe die herrschende Atmosphäre einer geteilten Stadt verloren.

Dass nun ausgerechnet Waters den Erhalt einer Mauer fordert, darüber muss er selbst lachen. Schließlich war in der pompösen Bühnenshow “The Wall” eine Mauer mit der Kraft der Pink-Floyd-Musik eingerissen worden. “Ich bin normalerweise nicht dafür bekannt, mich in der Welt für die Beibehaltung von Mauern auszusprechen”, sagte Waters. Diesmal sei er aber froh, eine Ausnahme zu machen.